Donnerstag, 5. Februar 2009

TV-Experiment

Gestern landete ich in der Sendung sternTV, als gerade eine junge Familie an einem Experiment teilnahm: 48 Stunden (nicht Tage, Stunden !) ohne Unterhaltungselektronik. Mir fehlt der Anfang, es ging ungefähr so: Junge Familie, er: Lackierer, sie: weiß ich nicht, vermutlich im Erziehungsurlaub, weil noch ein ganz kleines Kind da war, zwei Kinder im Alter von 11 und 13. Der Familie wurden alle Geräte weggenommen: 3 Fernseher, 3 Playstations, Nintendo, Computer, Stereoanlage. Und dann sollte die Familie 48 Stunden lang ganz „ohne“ auskommen, wurde dabei von mehreren Kameras gefilmt.

Natürlich motzen die Kinder. Der Junge holte sich ein Puzzle und beschäftigte sich, das Mädchen nörgelte die ganze Zeit über Langeweile. Die Frau ging mangels Beschäftigungsmöglichkeit um halb neun (!!!) ins Bett, der Mann nahm sich dann immerhin die Zeit, mal ausführlich mit Kumpels zu telefonieren.

Am nächsten Tag war die Stimmung schon sehr gereizt, die Familie überlegte verzweifelt, wie man den Tag verbringen könnte. Man holte einen verstaubten Umzugskarton hervor, in dem sich tatsächlich ein paar ungenutzte Gesellschaftsspiele fanden. Diese wurden für langweilig befunden und man beschloss, ein neues Spiel zu kaufen.

In der Spielwarenabteilung des Kaufhauses hatte der Sohn eine geniale Idee: „Wir kaufen eine Wii!“

Der Wunsch wurde abgeschmettert, und zwar nicht mit Hinweis auf immerhin DREI Playstations im Haushalt, sondern mit der zutreffenden Bemerkung: „Wir haben aber doch gerade keinen Fernseher!“.

Man fand dann doch noch ein Spiel, die Familie setzte sich zusammen und konnte eine Stunde überbrücken, dann gab es unter den Geschwistern Streit, und die Spielrunde war beendet. Na und, das kommt auch bei uns ab und zu vor, das sollte kein Grund sein, dass man nicht mehr gemeinsam am Tisch sitzt und etwas spielt.

Es kehrte wieder Langeweile ein, und der Mann überlegte, dass er ja jetzt eigentlich ein Buch lesen könnte. Aber: „Wir haben ja keines !“

Ein Haushalt mit drei Kindern, und es ist kein einziges Buch vorhanden, im übrigen auch keine Zeitschrift, sicher keine Tageszeitung, einfach NICHTS mit gedruckten Buchstaben! Ich weiß ja, dass das nicht so selten ist, aber es ist trotzdem erschreckend. Erschreckend, dass so viele Kinder ganz ohne tieferen Input aufwachsen (müssen), dabei hat das nichts mit Geld zu tun, man kann Bücher leihen oder billig gebraucht kaufen. Wer sich so viel Unterhaltungselektronik leisten kann, hat genug Geld für Lesestoff.

Hilfe, wir werden playstationisiert !


Der politisch korrekte Hinweis: Auch in unserem Haushalt gibt es eine Playstation, mehrere Fernseher und mehrere Rechner. Die Nutzungsdauer variiert, ist aber in einem vertretbaren Rahmen – immerhin setzt ein Teil der Geräte manchmal eine dicke Staubschicht an. Wir können tatsächlich auch „ohne“.



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