In unserer Kreisstadt hat eine Niederlassung einer
Schnitzelkette eröffnet. Der besondere Gag dort sind wohl die XXL-Portionen –
Schnitzel bis zum Abwinken. Meine Familie liebt Schnitzel, und sie ist gefräßig.
Und daher dachte ich, nun lasse ich mal alle ethischen Bedenken weg und gönne
der Brut einen Abend mit geklebten Pseudoschnitzeln.
Natürlich habe ich bei dem Preis und bei der
offensichtlichen Ausrichtung auf Gäste, denen es mehr um Masse als um Qualität
geht, kein besonderes Ambiente erwartet. Es war klar, dass das Schnitzel für
neunneunzig nicht so lecker sein würde wie das liebevoll angerichtete Schnitzel
im gutbürgerlichen Restaurant für achtzehn Euro.
Der Laden liegt in einer Seitenstraße in einem
heruntergekommenen Altbau. Eine uralte Kneipe war offensichtlich reaktiviert
und im Design der Schnitzelkette notdürftig renoviert worden, aber es war durchaus
gemütlich und sauber. Das Personal war freundlich und schnell, da gab es nichts
zu meckern. Das Publikum war durchwachsen, sehr viele Menschen, die sicher
nicht unbedingt besonders gebildet waren, Modell „Ey, Alder!“, einige sehr
junge Gäste, aber okay.
Ich bestellte ganz bescheiden ein Ladyschnitzel mit Pommes
extra, denn die waren im Preis nicht enthalten. Das fand ich zwar seltsam, aber
ich bemerkte dennoch nicht den skeptischen Blick der Bedienung. Die Kinder
wollten dann doch alle nicht das berühmte XXXXXL-Schnitzel, sondern nahmen
normale Portionen. Eine Cola war erlaubt, aber maximal 0,5 l – es gibt dort bis
zu Dreilitergläser Cola…
Und dann kam das Essen, und mit ihm der Schock. Hätte ich
die Speisekarte genauer gelesen, wäre mir aufgefallen, dass alle Schnitzelgerichte
auf der Karte mit XXL-Fleisch serviert wurden. Jeder von uns hatte mindestens
vier Scheiben Schnitzel auf dem Teller, so dass alles über den Rand hinaushing.
Unter den Fleischbergen waren dann die Beilagen. Auf dem Bild oben sieht man
eine bereits angefangene Portion, es fehlen also ein oder zwei riesige
Scheiben.
Ich mag Schnitzel, es sah lecker aus, also fing ich mal an
zu essen. Der Kellner meinte, man gehe immer davon aus, dass die Gäste den Rest
mit heimnehmen, es gebe daher standardmäßig Verpackungsmaterial am Ende der
Mahlzeit.
Noch einmal – ich habe wenig erwartet. Aber das wurde
deutlich unterboten.
Diese Schnitzel sind groß und dünn. Sehr, sehr dünn. So
dünn, dass stellenweise deutlich mehr Panade als Fleisch vorhanden ist. Man
isst also Panade mit papierdünner Fleischfüllung. So sehr ich Panade mag –
diese Menge, in nicht wirklich leckerem Fett gebacken, das widersteht einem
recht schnell. Mir zumindest, denn das Stammpublikum schaufelte und schaufelte,
und auch meine Kinder mampften vor sich hin. Sie zeigten aber recht früh
deutliche Ermüdungserscheinungen.
Letzen Endes mussten wir ungefähr die Hälfte des Essens
einpacken, obwohl die Männer der Familie sich bemühten, alles aufzuessen.
Junior wurde schlecht, mit ihm musste ich einen kurzen Abendspaziergang machen,
sonst hätte er wohl über den Tisch gekübelt. Bauchweh hatten wir an dem Abend
alle.
Es beschäftigt mich immer noch. Beim besten Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass man freiwillig
öfters in das Schnitzelparadies geht. Das ist letzten Endes nur fettige Panade
mit Fleischzugabe miesester Qualität. Woher das Fleisch stammt, kann man sich
vorstellen, und die Kalorienzahl einer Mahlzeit sollte man sich wohl besser
nicht ausrechnen.
Wie kann es sein, dass ein solcher Fraß so erfolgreich sein
kann ? Gilt auch beim Essen nur noch „Geiz ist geil“, Hauptsache viel und
billig ? Ich finde das ziemlich traurig.