Donnerstag, 25. Februar 2010

GASTBEITRAG: Wer ist eigentlich Size Zero?

Vor einiger Zeit habe ich bei Muriels Spielchen mitgemacht. Heute ist der Tag, an dem die Gastbeiträge veröffentlich werden.

Danke, liebe unbekannte Gastschreiberin, ich entnehme dem Text, dass du eine Frau bist. Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, so ziemlich jeden Text kommentarlos zu übernehmen, aber ich gestehe: das geht hier nicht.

Ich habe jaaaaaahrelang gegen mein Untergewicht gekämpft, das war damals schon nicht sehr angenehm. Heute sind meine Teenietöchter ebenfalls sehr schlank, obwohl sie die Kalorien zählen – und zwar zählen sie nach, ob sie wirklich genug zu sich genommen haben, dass die Chance besteht, ein paar Gramm zuzunehmen. Da der Modelwahn tatsächlich gruselig ist, werden sie ab und zu blöd angemacht, es wurde sogar schon Magersucht unterstellt. Diese Sprüche nerven und verletzen sie sehr !

Nein, sie sind garantiert nicht magersüchtig, sie essen viel und gut und hochkalorisch – wo das alles bleibt, weiß keiner. Ich vermute, das Dauerquasseln frisst die Energie.

Bei mir hat sich der Stoffwechsel verändert. Ich habe mir lange Jahre sehnlichst gewünscht, ich könnte auch einmal über einen zu dicken Hintern und ähnliche Problemzonen klagen – der Wunsch wurde erfüllt. Aber ich kann damit leben, hier gibt es keine Diäten.

Hier nun der Gastbeitrag:

***
Er geht wieder los, der Modelwahn. Oder besser: weiter?
Ob bei Heidi, Peyman oder Tyra, sie halten wieder Ausschau nach den androgynen Blonden, dem dunklen Aristokratenlook und den rothaarigen Diven.

Neben absoluter Hörigkeit, Naivität und infantiler Unbedarftheit dürfen die Mädchen auch nur noch eins sein: Dünn.
Dünn, mit ihren bohnenstangig-staksenden Beinen über eine schlecht ausgeleuchtete Behelfsbühne wankend, sollen sie bitte ihre ausgehungerten Hüften präsentieren und dabei ihre knochigen Ärmchen möglichst elegant schwingen. Dekoriert mit derartig viel Make-up, daß man selbst in Nahaufnahme keine einzige Pore erkennen kann, sind ihre sowieso schon hohlen Wangenknochen hübsch über- und unterrouged, daß man sie kaum vom Antlitz eines EdHardy-Shirts unterscheiden kann.

Vic macht auch wieder mit und zeigt Ihre neue Kollektion an Mädchen, bei denen man auf den entstandenen Fotos nur schwer erkennen kann ob man das Kleid von vorn oder von der Seite sieht.

Nur schwer vorstellbar ist es, daß wir Frauen die Kleider, die wir tragen sollen, wirklich an solchen Hungerhaken vorgeführt bekommen wollen.

Wer also ist es, der bestimmt, daß ein nachtblaues Seidenkleid mit ansprechendem Decolltée von einer Frau ohne Brüste auf die Laufstege dieser Welt geschleift wird?

Stehen Männer auf sowas? Finden sie das schön? Und wollen sie, daß sie nach einer heißen Nacht blaue Flecken an ihren Lenden entdecken müssen? Wollen sie, daß ihre Begleitung beim Essen das dicke, leckere Steak verschmäht und dafür auf drei Salatblättern kaut, die das gleiche kosten?
Keine Couchabende mit fettiger Pizza, Bier und einer magenschließenden Tüte Chips, keine Rieseneisbecher in der Frühlingssonne und keine Gummibärchen im Hotelbett?

Offenbar wollen sie das, denn sobald sich ein Strich in der Landschaft an ihnen vorbei schiebt verrenken sich die männlichen Zeitgenossen die Hälse und kriegen Zugluft zwischen den Zähnen.

Aber, meine lieben Herren der Gesellschaft, schon mal darüber nachgedacht was passiert wenn die schönen Schwäne Babies kriegen, sie durch eine Krankheit mal einige Zeit ihre Haut nicht auf dem Laufband vor dem schrumpeln bewahren können, mit rauchen, Drogen und trinken brechen, älter werden und wieder Gefallen am leben als Verb finden? Dann endlich nämlich werden Sie einen Körper wie eine Frau bekommen, nicht wie ein vierzehnjähriges Mädchen, und sie werden hier und da ein Dellchen haben, in frei verkäufliche Jeanshosen ohne Änderungsschneiderei passen, ihr Gesicht wird Farbe bekommen ganz ohne Schminke und anstatt der eleganten Fönfrisur werdet Ihr eines sportlichen Pferdeschwanzes ansichtig werden.

Und dann werdet Ihr hoffentlich soweit sein zu wissen, daß eine Frau neben Grips, Charme und positiver Ausstrahlung auch einen Arsch, Brüste und etwas Wadenfleisch braucht um wirklich schön zu sein.


10 Kommentare:

ruediger hat gesagt…

*hehe* Ne, so kann kein Kerl schreiben, ich tippe auf Frau SSL.

Bioschokolade hat gesagt…

Interessanter Gast-Artikel. Ich schau diese Modelshows ja nicht und habe auch nicht vor solche zu gucken, aber einen gewissen Einfluss haben sie ja leider schon. Nur so kann ich es mir erklären wenn Mädels das von mir spendierte Eis ablehnen, nur weil es nach 18 Uhr ist und sie ab da nichts mehr essen wollen um auf ihre Linie zu achten.

Ich selbst hatte das Problem auch nur umgekehrt. Ich war als Kind und in meiner Jugendzeit extrem dünn, um nicht zu sagen dürre. Und damit in meinem Fall auch eher schwächlicher in der Grundform. Ich hab da auch immer sehr drunter gelitten, weniger wegen der anderen, sondern mehr weil das durchaus Nachteile mit sich bringt wenn man wenig auf den Knochen hat. Ich fror zum Beispiel unheimlich schnell, schneller als die anderen Kinder. Heute bin ich ja zugegebenermaßen auch oft froh dass ich Kuchen (und allerlei anderen ungesunden Kram den ich reichlich zu mir nehme) essen kann ohne ernsthaft zuzunehmen.

endgueltig hat gesagt…

Na, wenn das ein Mann geschrieben hat, dann hat er es SEHR gut gemacht...

Flurps hat gesagt…

Ein schöner Beitrag ist das. Bissig und treffend geschrieben.

Es wäre gut, wenn das Gewicht eines Menschen irgendwann zur Nebensächlichkeit würde, doch momentan schaut es nicht danach aus...

Und natürlich verstehe ich auch die einleitenden Worte, denn ich stelle es mir als sehr belastend vor, ständig gegen Untergewicht ankämpfen und obendrein noch dumme Bemerkungen ertragen zu müssen...

Wie auch immer. Ein schöner Gastbeitrag. Von wem? Keine Ahnung... Frau SSL? Oder Frau m²? Vielleicht?

:-)

Sylvia hat gesagt…

Hm ich tappe noch immer im Dunkeln *seufz*.

Frau Magrat ist aber auch meiner "Könnte-sein"-Liste ;-)

Danke für euer Verständnis wegen der einleitenden Worte, ich habe lange darüber nachgedacht, weil ich meine Gastschreiberin (sicher eine Frau ?) nicht beleidigen möchte, andererseits lesen auch meine (dünnen) Töchter hier mit.

Diätwahn und Dünnsein als zwingendes Schönheitsmerkmal lehne ich natürlich total ab, außerdem kenne ich genug schöne dickere Frauen, deren Männer garantiert jedes Gramm an ihnen lieben !

Anonym hat gesagt…

ich habe die letzte Staffel der Modell Schmiede selbst mit angesehen, weil ich ein Fan von roten Haaren bin und der Sieger für mich somit von Anfang an klar war.

Letztlich entwickelt sich aber in den letzten jahren in der Modellbranche schleichend ein neuer Trend zu neuen Formen und Farben. Rothaarige Modells gingen früher gar nicht, ebenso wie Modells mit Größe 42. Diese werden nun langsam aber sicher gefragt. Sicherlich für die alteingesessenen kein Trend, den sie je mitmachen werden, aber für die jüngere Generation von Modeschöpfern ein Stilmittel um sich abzusetzen und rebellisch zu sein. Normal ist eben auch chic.

quadratmeter hat gesagt…

Muriel?

Sylvia hat gesagt…

Katja, es war Katja (http://www.wawuschel.wordpress.com/) !!!!!!!!!

Bestimmt.

Katja, bitte melden :-)

Katja hat gesagt…

Verzeihung. Ich hab's gerade erst gesehen. Ich war die letzten Tage zwangsweise offline und habe die meisten Beiträge noch nicht mal lesen können. :(

Ich war's aber nicht. :)

Ich hätte beim Lesen auf Frau Quadratmeter getippt, aber die hat ja hier kommentiert, also vermutlich war sie es doch nicht.

Einen lieben Gruß
Katja, die auch gespannt ist, wer dahintersteckt

Phaenomenin hat gesagt…

Tag der Wahrheit ;-)

http://phaenomene.wordpress.com/2010/03/01/outing/