In den rund siebzehn Jahren meiner Tätigkeit als
Immobilienverwalter kam es vor langer Zeit genau ein einziges Mal vor, dass ich
im Rahmen meiner Probezeit den Vertrag mit einer Gemeinschaft gekündigt habe.
Bei diesem eher heruntergekommenen Haus kam einer der Eigentümer auf mich zu
und verlangte eine zusätzliche Nebenkostenabrechnung für seinen Kellerraum.
Diesen hatte er nämlich unter der Hand illegal vermietet. Wir reden von einem Altbau, der Keller war
also keineswegs beheizt, und ich habe keine Ahnung, wie er die sanitären
Probleme gelöst hatte.
Als ich ablehnte, baute er sich vor mir auf und erklärte
mir, er sei übrigens gerade auf Freigang, eigentlich lebe er im Gefängnis, weil
er manchmal zu heftig zuschlage, „Sie wissen schon…“
Danke für die Offenheit – es gibt auch für mich eine
Schmerzgrenze.
Nun habe ich letzte Woche wieder gekündigt. Es handelt
sich um ein schwer verstrittenes Dreifamilienhaus. Kein Verwalter nimmt solche
kleinen Objekte gerne an, denn sie sind betriebswirtschaftlich betrachtet
meistens unrentabel. Trotzdem verwalte
ich ein paar kleinere Häuser mit bis zu fünf Einheiten, denn wenn es mit denen gut
läuft, ist es oft eine angenehme Zusammenarbeit, die den geringeren Gewinn
aufwiegt, zumindest für mich persönlich.
Streit in einer Eigentümergemeinschaft kommt häufig vor
und schreckt mich grundsätzlich nicht. Bisher habe ich noch jeden Querulanten
in den Griff bekommen. Diese Gemeinschaft aber streitet mit einer unglaublichen Leidenschaft.
Man beschimpft sich per mail, jeder lügt jeden an, es ist der blanke Hass.
Dabei verstehen diese Leute gar nicht, dass dieses Verhalten nicht nur die
Nerven belastet, sondern schlicht und ergreifend den Wert ihrer Wohnung
mindert. Wer als Kaufinteressent halbwegs Verstand hat und in den Protokollen
von Gerichtsverhandlungen liest, erwirbt in diesem Objekt besser keine Wohnung.
Der böse Brief einer Eigentümerin auf meine Kündigung hin
spricht einfach nur für sich, ebenso wie die Mails. Es ist fast schon wieder
interessant zu verfolgen, wie die totale Verblendung dazu führt, dass die
Schreiberin nicht mehr bemerkt, was sie an Unverschämtheiten von sich gibt.
In einer anderen Eigentümergemeinschaft bin ich mit
inzwischen neunjähriger Verwaltertätigkeit Rekordhalter, alle anderen
Verwaltungen haben nach den ersten fünf Jahren wieder hingeworfen. Die Leute
dort sind teilweise „nur“ nicht in der Lage, sich adäquat zu benehmen, also auf
Eigentümerversammlungen nicht zu schreien, andere nicht zu unterbrechen, bei
einer Abstimmung nicht zu quatschen und so weiter. Andere dagegen sind vom
Leben frustriert und lassen das auf bösartigste Weise an ihren Nachbarn aus.
Ein Teil dieser Kunden verwechselt die Verwaltung dann auch noch mit der Telefonseelsorge
– ich rechne lieber nicht genau nach, wie viel ich dort wirklich verdiene. Alle
gemeinsam leiden so stark unter dem Dauerstreit, dass nach und nach immer
weniger Beteiligte zu Versammlungen kommen, denn „Mit der alten Hexe setze ich
mich nicht mehr an einen Tisch, das macht mich kaputt!“.
Seit Jahren bemühe ich mich, den Leuten klarzumachen,
dass der Streit um wirklich unsäglichen Kleinscheiß ihnen nichts als Ärger
bringt. Auch letzte Woche wieder haben sie einen Aufriss gemacht um eine
klitzekleine Sache, die angeblich ein Mitbewohner falsch gemacht hat (der es
definitiv nur gut gemeint hat). Wieder einmal hat mein Helfersyndrom gewonnen,
und ich habe mühsam in einfachen, kleinkindgerechten Worten versucht, denen
klarzumachen, wie lächerlich das alles ist. Sie haben mir dann sogar
zugestimmt, aber immer, wenn ich dachte, jetzt haben sie’s, fing wieder einer
damit an: „ABER, Sie müssen zugeben, ER hätte eben DOCH vorher fragen sollen,
ER hat angefangen!“.
Himmelherrjeh, dann haut euch doch gegenseitig die
Sandschaufel auf den Kopf !
(Doch, der Job macht mir wirklich Freude, und ich komme
regelmäßig sehr dankbar heim mit der Erkenntnis, WIE gut es uns geht !)
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