Sonntag, 23. September 2012

Schlagt euch doch die Köpfe ein !


In den rund siebzehn Jahren meiner Tätigkeit als Immobilienverwalter kam es vor langer Zeit genau ein einziges Mal vor, dass ich im Rahmen meiner Probezeit den Vertrag mit einer Gemeinschaft gekündigt habe. Bei diesem eher heruntergekommenen Haus kam einer der Eigentümer auf mich zu und verlangte eine zusätzliche Nebenkostenabrechnung für seinen Kellerraum. Diesen hatte er nämlich unter der Hand illegal vermietet.  Wir reden von einem Altbau, der Keller war also keineswegs beheizt, und ich habe keine Ahnung, wie er die sanitären Probleme gelöst hatte.

Als ich ablehnte, baute er sich vor mir auf und erklärte mir, er sei übrigens gerade auf Freigang, eigentlich lebe er im Gefängnis, weil er manchmal zu heftig zuschlage, „Sie wissen schon…“

Danke für die Offenheit – es gibt auch für mich eine Schmerzgrenze.

Nun habe ich letzte Woche wieder gekündigt. Es handelt sich um ein schwer verstrittenes Dreifamilienhaus. Kein Verwalter nimmt solche kleinen Objekte gerne an, denn sie sind betriebswirtschaftlich betrachtet meistens unrentabel.  Trotzdem verwalte ich ein paar kleinere Häuser mit bis zu fünf Einheiten, denn wenn es mit denen gut läuft, ist es oft eine angenehme Zusammenarbeit, die den geringeren Gewinn aufwiegt, zumindest für mich persönlich.

Streit in einer Eigentümergemeinschaft kommt häufig vor und schreckt mich grundsätzlich nicht. Bisher habe ich noch jeden Querulanten in den Griff bekommen. Diese Gemeinschaft aber  streitet mit einer unglaublichen Leidenschaft. Man beschimpft sich per mail, jeder lügt jeden an, es ist der blanke Hass. Dabei verstehen diese Leute gar nicht, dass dieses Verhalten nicht nur die Nerven belastet, sondern schlicht und ergreifend den Wert ihrer Wohnung mindert. Wer als Kaufinteressent halbwegs Verstand hat und in den Protokollen von Gerichtsverhandlungen liest, erwirbt in diesem Objekt besser keine Wohnung.

Der böse Brief einer Eigentümerin auf meine Kündigung hin spricht einfach nur für sich, ebenso wie die Mails. Es ist fast schon wieder interessant zu verfolgen, wie die totale Verblendung dazu führt, dass die Schreiberin nicht mehr bemerkt, was sie an Unverschämtheiten von sich gibt.

In einer anderen Eigentümergemeinschaft bin ich mit inzwischen neunjähriger Verwaltertätigkeit Rekordhalter, alle anderen Verwaltungen haben nach den ersten fünf Jahren wieder hingeworfen. Die Leute dort sind teilweise „nur“ nicht in der Lage, sich adäquat zu benehmen, also auf Eigentümerversammlungen nicht zu schreien, andere nicht zu unterbrechen, bei einer Abstimmung nicht zu quatschen und so weiter. Andere dagegen sind vom Leben frustriert und lassen das auf bösartigste Weise an ihren Nachbarn aus. Ein Teil dieser Kunden verwechselt die Verwaltung dann auch noch mit der Telefonseelsorge – ich rechne lieber nicht genau nach, wie viel ich dort wirklich verdiene. Alle gemeinsam leiden so stark unter dem Dauerstreit, dass nach und nach immer weniger Beteiligte zu Versammlungen kommen, denn „Mit der alten Hexe setze ich mich nicht mehr an einen Tisch, das macht mich kaputt!“.

Seit Jahren bemühe ich mich, den Leuten klarzumachen, dass der Streit um wirklich unsäglichen Kleinscheiß ihnen nichts als Ärger bringt. Auch letzte Woche wieder haben sie einen Aufriss gemacht um eine klitzekleine Sache, die angeblich ein Mitbewohner falsch gemacht hat (der es definitiv nur gut gemeint hat). Wieder einmal hat mein Helfersyndrom gewonnen, und ich habe mühsam in einfachen, kleinkindgerechten Worten versucht, denen klarzumachen, wie lächerlich das alles ist. Sie haben mir dann sogar zugestimmt, aber immer, wenn ich dachte, jetzt haben sie’s, fing wieder einer damit an: „ABER, Sie müssen zugeben, ER hätte eben DOCH vorher fragen sollen, ER hat angefangen!“.

Himmelherrjeh, dann haut euch doch gegenseitig die Sandschaufel auf den Kopf !

(Doch, der Job macht mir wirklich Freude, und ich komme regelmäßig sehr dankbar heim mit der Erkenntnis, WIE gut es uns geht !)

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