Samstag, 7. Januar 2012

Ehrenamt

Kurz vor Weihnachten habe ich mir ein sehr arbeitsintensives Ehrenamt aufschwatzen lassen. Die Frage, ob ich ein bisschen irre bin, mir das auch noch anzutun, ist durchaus berechtigt, und ich frage mich das auch selbst. Wie also konnte das passieren ?

Der Entscheidungsprozess ging über einige Wochen. Ich bat denjenigen, der mich dazu überreden sollte,  zuerst darum, intensiv nach einem anderen Kandidaten zu suchen. Es gab wohl Gespräche, aber niemand wollte zusagen. Zuletzt sagte Martin (Name geändert) mir recht verzweifelt, dass man nun nur noch die Mitgliederliste durchschauen und ohne persönliches Kennen des Mitglieds nachfragen müsse. Da das Amt auch eine recht hohe Verantwortung mit sich bringt, gewisse Qualifikationen erfordert und ich dieser Sache seit vielen Jahren eng verbunden bin, sagte ich also doch zu.

Was motiviert Menschen dazu, sich ehrenamtlich, also ohne Vergütung, für „das Gemeinwohl“  einzusetzen ? Darüber konnte ich aus diesem aktuellen Anlass mit anderen Ehrenamtlichen diskutieren.

In meinem Fall ist es eine Mischung aus persönlicher Betroffenheit, Verantwortungsgefühl gegenüber meinen Kindern und deren Mitschüler, über Jahre angesammeltem Laienfachwissen und einer gewissen Bockigkeit – wenn man im Hintergrund bereits lange für eine Sache gearbeitet hat, möchte man einfach nicht riskieren, dass es schiefgeht. Dazu kommt, dass der Kern der Truppe sich schon lange kennt und schätzt, (fast) alle „Kollegen“ sind wunderbare, spannende und kompetente Menschen.

Interessant finde ich, dass Ehrenamtliche scheinbar eine Gemeinsamkeit haben: Keiner macht „nur“ eine Sache. Wann immer noch eine Kleinigkeit dazukommt, melden sich genau diejenigen, die sowieso schon irgendwo engagiert sind. Auch Martin sagte mir das – alle, die man bereits kannte und die die Qualifikation für dieses Amt hätten, sind beruflich und ehrenamtlich schon mehr als ausgelastet. Interessant ist dabei auch, dass in unserem Freundeskreis fast alle irgendwo „dabei“ sind, nicht zwingend vereinsmäßig, sondern auch als Elternbeirat, Schulhofbauer, Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau, Nachbarschaftshilfe, und so weiter.  

Ein Ehrenamt ist keine Einbahnstraße, man bekommt einiges zurück: Freundschaften (zugegeben, das ist der Idealfall), interessante Kontakte, Fachwissen zu den unterschiedlichsten Themen (momentan beschäftige ich mich zum Beispiel mit Tarifgehältern in dieser Branche), Einladungen zu Veranstaltungen, die man sonst nie besucht hätte, insgesamt einen deutlich erweiterten Horizont. Dagegen steht natürlich viel Arbeit, im Thema und auch an sich selbst. So hilft alles Kneifen nichts – ich muss dringend daran arbeiten, vor größerem Publikum zu sprechen, nicht nur vor einer Eigentümergemeinschaft. Und ich kämpfe zur Zeit sehr heftig damit, meine Impulsivität zu zügeln und Dinge, die mich aufregen, auf eine sachliche, protokollierbare Ebene zu bringen. Man wächst an seinen Aufgaben….


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