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Bücher kommen gleich nach Schokolade – beides ist
lebensnotwendig, und ich zeige Entzugserscheinungen, wenn eines davon nicht
greifbar ist. Ich habe die „Luxusvariante“
des Leseausweises für die Stadtbücherei der Kreisstadt. Diese beinhaltet das kostenlose
Ausleihen von ansonsten zuschlagpflichtigen Bestsellern, und erlaubt eine
unbegrenzte Zahl an Medien gleichzeitig mitzunehmen. Außerdem ist unsere
Bücherei an die Onleihe angeschlossen, ich kann also eBooks ausleihen.
Das ist für einen Lesejunkie das Paradies – eigentlich.
Wenn ich bei Kunden in der Kreisstadt vorbeischaue, mache ich noch kurz einen
Ausflug in die Bücherei. Meistens komme ich gar nicht über das Erdgeschoss
hinaus, denn dort befindet sich die Abteilung mit den Bestsellern und den
Neuanschaffungen. Ich stehe mit leuchtenden Augen davor und ergänze meine
innere Liste der unbedingt zu lesenden Bücher. Gleichzeitig muss ich den
Terminplan der nächsten vier Wochen durchdenken, denn fast immer werden die
Bestseller von anderen Lesern vorbestellt, so dass ich sie nicht verlängern
kann. Wie viel Zeit bleibt mir also zum Lesen, bis ich mich wieder trennen muss
? Ich gehe meistens mit mehreren Büchern heim. Viele davon sind Sachbücher für
zwischendurch, und ich bin stets davon überzeugt, dass ich sie schaffen werde
bis zum Rückgabetermin. In meinem Wohnzimmerschrank gibt es ein Regal nur für
ausgeliehene Bücher, und dieses ist stets gut gefüllt.
Noch viel verführerischer ist die Onleihe. Mit wenigen
Klicks ist das jeweilige Buch auf dem Reader oder Tablet, es kostet mich nichts
zusätzlich, es gibt keine Wartezeiten, nichts. Leider habe ich auch hier ein
großes Entscheidungsproblem und leihe daher aus purer Verzweiflung mehr
Lesestoff aus, als ich schaffen kann.
Dass eine meiner ersten „Freundschaften“ im Internet die
enge Kundenbeziehung zu einem großen Onlinebuchhändler war, dürfte niemanden
überraschen. Da trotzdem auch der Buchhandel vor Ort unterstützt werden muss,
entscheide ich oft genug spontan, dass so manches Buch dauerhaft und für die
lesenden Kinder als Option in unseren Bestand gehört. Ich kaufe eben lieber
Bücher als Schuhe.
Die Frage nach dem Buch, das ich gerade lese, kann ich
nie spontan beantworten. Ich lese immer mehrere Bücher gleichzeitig, meistens drei
bis fünf Stück parallel. Nur, weil ich gestern den Thriller angefangen habe,
heißt das ja nicht, dass mir heute der Sinn nach Leichen ist, im Gegenteil,
jetzt gerade lacht mich das Sachbuch über Controlling an, und nachher werde ich
das schicke Kochbuch durchblättern bei der Planung der nächsten Woche. Und so
weiter…
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Das alles hat aber auch eine Kehrseite. Während früher,
in den analogen Zeiten, also im letzten Jahrhundert, meine Stapel ungelesener
Bücher überschaubar waren, bin ich jetzt umzingelt von termingebundenem
Lesestoff. Fünf interessante eBooks laufen in drei Tagen ab, der wahnsinnig spannende
Bestseller muss in zwei Wochen abgegeben werden, das tolle Kochbuch, das ich
kürzlich ausgeliehen habe, wurde noch immer nicht getestet, die Schenkbücher
von Weihnachten und Geburtstag lachen mich an, aber ich lese sie nicht, weil
hier ja keine Rückgabefrist drängt.
Dank Cookies werden mir bei jedem Besuch einschlägiger
Seiten weitere interessante Bücher vorgeschlagen. In Buchhandlungen liegen
Prospekte aus, die ich immer mitnehmen muss, es geht einfach nicht anders. Von
allen Seiten ruft es „Lies mich !“. Es ist paradiesisch, dass ich fast immer
und überall sofort genau das lesen kann, was mir gerade in den Sinn kommt, aber
es ist tatsächlich manchmal zu viel auf einmal.
Ich bin mir sehr sicher, dass ich als Rentner keine
Langeweile haben werde. Im Idealfall stelle ich die Schriftgröße meines Readers
auf L und lese, lese, lese – alles, was gerade neu erschienen ist, und alles,
was ich über die Jahre in den Regalen angesammelt habe. Bis dahin werde ich
eben die Zeitfenster des Alltags nutzen – Wartezeiten vor Terminen,
Nachtschichtnächte des Gögas, Ferienzeiten.
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