Freitag, 28. September 2012

Autokauf oder: Hilfe, mein Auto spricht !


Unser großes Auto, ein Peugeot 807, kam in ein kritisches Alter. Kritisch in dem Sinn, dass größere Reparaturen zu erwarten waren. Wir haben aber keinen Automechaniker im engeren Freundeskreis und können selbst nichts reparieren, so dass wir beschlossen, ein neueres Fahrzeug zu kaufen.

Die letzten beiden Autos waren Vorführwagen, das hat sich bewährt, so planten wir es auch jetzt.

Wir sind Autopuristen: vier Räder, viel Platz für die große Familie, zwei Hunde und den Großeinkauf, und bitte eine Klimaanlage und eine Dachreling, das waren unsere Vorgaben. Das Soundsystem ist uns vollkommen egal, ob das Modell nun MP3’s abspielt oder nicht spielt keine Rolle, denn wir hören fast immer das Radioprogramm und haben ansonsten unsere wirklich „wichtige“ Musik auf CD. Immerhin, denn eigentlich kann ich auch Schallplatten und (seit Jahren zum Glück nicht mehr gehörte) Benjamin-Blümchen-Cassetten bieten, so ist es nicht. Wir brauchen kein Navigationsgerät, keinen Warnhinweis für drohendes Glatteis, und schon gar kein Piepsen für jeden Kleinkram.

Einige Wochen lang haben wir über die üblichen Portale den Markt beobachtet und irgendwann ein Auto entdeckt, dass uns genug interessierte, um eine Stunde Anreise für die Probefahrt in Kauf zu nehmen – nicht ganz einfach bei uns, da der Göga problematische Arbeitszeiten hat und die Kinder oft kutschiert werden müssen. Da sind drei Stunden „Ausflug“ zwischendurch ein ziemlicher organisatorischer Akt, leider.

Das Auto war prima. Der Preis, den uns der Autohändler für die Inzahlungnahme des alten Autos bot, war noch im Rahmen, wobei wir eine Frist hatten zum freien Verkauf. Dass das neue Auto als Datum der Erstzulassung Gögas Geburtsdatum hat, war doch ein gutes Zeichen.

Familie DukeimNetz kaufte also ein (fast) neues Auto. Göga und ich holten es an einem Vormittag ab, der Göga fuhr es heim, und ich fing an, mich mit dem Bordcomputer zu beschäftigen. Auch das alte Auto hatte einen Bordcomputer gehabt, aber eher die Basisausführung, und das noch aus dem Jahr 2007, technisch also ein Steinzeitmodell. Das sollte aber für mich als technikaffinen Menschen wirklich kein Problem sein – dachte ich.

Es amüsierte uns, als die Radiosprecherin sich plötzlich genau auf unseren Standort bezog und wir beide erst einmal stutzten. Nein, das war gar nicht das Radio, das war die Dame aus dem Navi. Dieses Teil zeigt uns schön bunt die Karte an, die nächste Tankstelle, die Höhenmeter und die Koordinaten unseres Standorts. Dazu noch einiges mehr, das ich momentan noch nicht durchschaue.

Wildes Tippen zu Testzecken brachte mich in das Sprachmenü, aber nicht mehr heraus. Die Dame aus dem Computer erklärte gebetsmühlenartig, welche Wortbefehle wir einsetzen könnten. Das sind viele, sage ich euch. Ich wollte aber die Karte nicht drehen, nicht zoomen und nichts fragen.

Unter uns: „Halt einfach die Klappe und geh ins Hauptmenü“ versteht der Bordcomputer nicht.

Auf der Abholfahrt waren plötzlich und unerwartet die Passagiere auf Reihe 2 und 3 eingeschlossen. Zum Glück waren die Sitze nicht belegt. Ich weiß gar nicht mehr, wie wir dieses Problem gelöst haben und wo genau das in der Anleitung beschrieben wird. Wir werden das Einsperren des Nachwuchses per Knopfdruck als pädagogische Methode einführen: „Seid sofort ruhig, sonst kommt ihr für eine Stunde ins Auto !“

Spannend war und ist auch die Sache mit der Konnektivität, so wird dieses Kapitel in der Bedienungsanleitung bezeichnet. Bisher kannte ich dies nur bei Handy und PC, aber schließlich gibt es tatsächlich einen Knopf namens „Phone“. Den habe ich gedrückt und  mich intuitiv vorgearbeitet. Nun kann ich über das Display des Navis telefonieren, kann die Musik meines Handys auf dem Autoradio abspielen, und alle Daten, die auf meinem Handy sind, wurden sofort auf das Auto übertragen. Was dazu führte, dass Junior bei (erlaubten) Testzwecken gleich mal versehentlich einen Anruf bei einer Kundin probierte – mein Handy wird zu einem großen Teil beruflich genutzt, aber das weiß ja das Auto nicht.

Wir haben also noch gefühlte 398 Funktionen zu erforschen. Ich bin noch nicht spontan in der Lage, die Temperatur so zu regeln, wie es sich gut anfühlt, denn ich drehe nicht wie bisher einfach einen Knopf, sondern muss der Heizung oder Klimaanlage sagen, wie ich es am Kopf, am Bauch und an den Füßen gerne hätte. Wenn ich das aber vor der Fahrt einstelle – während des Fahrens kann ich das beim besten Willen noch nicht – dann fühlt es sich prima an.

Die Sitzheizung lässt sich sehr konventionell bedienen – herrlich !

Dieses Auto zeigt uns dazu noch einen Vorteil beim Leben mit großen Kindern: Junior darf unter Aufsicht testen, und er macht das mit großer Leidenschaft. Das ist viel spannender als das Durcharbeiten des dicken Handbuchs !

Ich bin dann mal weg…..





Sonntag, 23. September 2012

Schlagt euch doch die Köpfe ein !


In den rund siebzehn Jahren meiner Tätigkeit als Immobilienverwalter kam es vor langer Zeit genau ein einziges Mal vor, dass ich im Rahmen meiner Probezeit den Vertrag mit einer Gemeinschaft gekündigt habe. Bei diesem eher heruntergekommenen Haus kam einer der Eigentümer auf mich zu und verlangte eine zusätzliche Nebenkostenabrechnung für seinen Kellerraum. Diesen hatte er nämlich unter der Hand illegal vermietet.  Wir reden von einem Altbau, der Keller war also keineswegs beheizt, und ich habe keine Ahnung, wie er die sanitären Probleme gelöst hatte.

Als ich ablehnte, baute er sich vor mir auf und erklärte mir, er sei übrigens gerade auf Freigang, eigentlich lebe er im Gefängnis, weil er manchmal zu heftig zuschlage, „Sie wissen schon…“

Danke für die Offenheit – es gibt auch für mich eine Schmerzgrenze.

Nun habe ich letzte Woche wieder gekündigt. Es handelt sich um ein schwer verstrittenes Dreifamilienhaus. Kein Verwalter nimmt solche kleinen Objekte gerne an, denn sie sind betriebswirtschaftlich betrachtet meistens unrentabel.  Trotzdem verwalte ich ein paar kleinere Häuser mit bis zu fünf Einheiten, denn wenn es mit denen gut läuft, ist es oft eine angenehme Zusammenarbeit, die den geringeren Gewinn aufwiegt, zumindest für mich persönlich.

Streit in einer Eigentümergemeinschaft kommt häufig vor und schreckt mich grundsätzlich nicht. Bisher habe ich noch jeden Querulanten in den Griff bekommen. Diese Gemeinschaft aber  streitet mit einer unglaublichen Leidenschaft. Man beschimpft sich per mail, jeder lügt jeden an, es ist der blanke Hass. Dabei verstehen diese Leute gar nicht, dass dieses Verhalten nicht nur die Nerven belastet, sondern schlicht und ergreifend den Wert ihrer Wohnung mindert. Wer als Kaufinteressent halbwegs Verstand hat und in den Protokollen von Gerichtsverhandlungen liest, erwirbt in diesem Objekt besser keine Wohnung.

Der böse Brief einer Eigentümerin auf meine Kündigung hin spricht einfach nur für sich, ebenso wie die Mails. Es ist fast schon wieder interessant zu verfolgen, wie die totale Verblendung dazu führt, dass die Schreiberin nicht mehr bemerkt, was sie an Unverschämtheiten von sich gibt.

In einer anderen Eigentümergemeinschaft bin ich mit inzwischen neunjähriger Verwaltertätigkeit Rekordhalter, alle anderen Verwaltungen haben nach den ersten fünf Jahren wieder hingeworfen. Die Leute dort sind teilweise „nur“ nicht in der Lage, sich adäquat zu benehmen, also auf Eigentümerversammlungen nicht zu schreien, andere nicht zu unterbrechen, bei einer Abstimmung nicht zu quatschen und so weiter. Andere dagegen sind vom Leben frustriert und lassen das auf bösartigste Weise an ihren Nachbarn aus. Ein Teil dieser Kunden verwechselt die Verwaltung dann auch noch mit der Telefonseelsorge – ich rechne lieber nicht genau nach, wie viel ich dort wirklich verdiene. Alle gemeinsam leiden so stark unter dem Dauerstreit, dass nach und nach immer weniger Beteiligte zu Versammlungen kommen, denn „Mit der alten Hexe setze ich mich nicht mehr an einen Tisch, das macht mich kaputt!“.

Seit Jahren bemühe ich mich, den Leuten klarzumachen, dass der Streit um wirklich unsäglichen Kleinscheiß ihnen nichts als Ärger bringt. Auch letzte Woche wieder haben sie einen Aufriss gemacht um eine klitzekleine Sache, die angeblich ein Mitbewohner falsch gemacht hat (der es definitiv nur gut gemeint hat). Wieder einmal hat mein Helfersyndrom gewonnen, und ich habe mühsam in einfachen, kleinkindgerechten Worten versucht, denen klarzumachen, wie lächerlich das alles ist. Sie haben mir dann sogar zugestimmt, aber immer, wenn ich dachte, jetzt haben sie’s, fing wieder einer damit an: „ABER, Sie müssen zugeben, ER hätte eben DOCH vorher fragen sollen, ER hat angefangen!“.

Himmelherrjeh, dann haut euch doch gegenseitig die Sandschaufel auf den Kopf !

(Doch, der Job macht mir wirklich Freude, und ich komme regelmäßig sehr dankbar heim mit der Erkenntnis, WIE gut es uns geht !)

Freitag, 14. September 2012

Gilles De La Tourette Syndrom

Hier ein paar nette Szenen dazu:

Ein Tick anders

Sonntag, 9. September 2012

Ferienende



Wie immer gingen sechseinhalb Wochen Sommerferien wie im Flug vorbei. Ab morgen hat der Schulalltag unsere Familie wieder im Griff: Um 6.40 Uhr muss ich drei müde Kinder zum Bahnhof bringen, abends können wir nicht mehr gemütlich dann essen, wann es uns gefällt, sondern sollten nicht zu spät anfangen, Vokabeln, Klassenarbeiten und Zettel und Mails mit Elterninfos werden uns erfreuen.

Der Termin für den Elternabend steht fest, dreimal muss ich wieder in eine Klassenkasse einzahlen, Hefte, Ordner und Kleinkram müssen besorgt werden, und wir hoffen, dass die Kinder mit den Lehrern gut auskommen werden - und natürlich auch umgekehrt.

Ich weiß, dass manche Eltern, insbesondere Mütter, sich auf das Ferienende freuen. Hier ist das nicht so. Für uns sind die Ferien eine weitgehend stressfreie Zeit der Erholung.

Allen, die morgen oder Mitte nächster Woche (Bayern) wieder anfangen, wünsche ich einen guten Start !





Donnerstag, 6. September 2012

ADS / ADHS


Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema ADHS/ADS. In unserer Familie sind mehrere Mitglieder betroffen, und auch ich selbst habe eine Diagnose.

Ich bin ehrenamtlich eingebunden, in „meinem“ Verein Springer für Notfälle, Forenmitglied mit erweiterten Berechtigungen, war Elternbeirat und Vorstand an der ersten und bisher einzigen Schule Deutschlands für ADHS’ler,  gehöre zu den Urgesteinen dieses Projekts, wir haben bei zwei (seriösen)  TV-Dokumentationen mitgemacht, sprich: ADS/ADHS ist quasi mein zweiter Vorname.

Leider muss ich feststellen, dass trotz aller Aufklärungsarbeit und seriöser Forschung in den letzten zehn Jahren eher ein Rückschritt als eine Verbesserung eingetreten ist. Die Themen wiederholen sich nach wie vor (angebliche Fehldiagnosen, angebliches Ruhigstellen mit Drogen, Erziehungsunfähigkeit, blablabla). Immer stärker drängen Gruppen oder „Spezialisten“ auf den Markt, die vor allem eines wollen: Geld verdienen. Je schwieriger das Schulleben für betroffene Kinder wird – und das wird es, denn selbst die geringste Abweichung von eng gesetzten Normen gilt heutzutage als Auffälligkeit und wird sofort reklamiert, teilweise bereits im Kindergarten – desto größer wird der Druck auf Eltern. Es ist völlig verständlich, dass diese in ihrer Verzweiflung alles versuchen, ihr Kind „passend“ zu machen, und natürlich fängt man zunächst mit harmlosen Dingen an.

Wenn aber Ergotherapie, Konzentrationstraining bei irgendwelchen „Beratern“, merkwürdige Nahrungsergänzungspillen und der Heilpraktiker keine deutliche Besserung bringen, und eine korrekte Diagnostik – NICHT innerhalb von einer Stunde – durchgeführt wurde, dann sollte man endlich eine Behandlung jenseits von netten Versprechungen anstreben. Das muss nicht immer zur Gabe von Medikamenten führen, aber wenn diese indiziert sind, lohnt es sich, sich fern jeder Ideologie zu informieren. Ebenso sollte eine Verhaltenstherapie bei einer Fachkraft (Kinderpsychologie, Kinderpsychiatrie) durchgeführt werden, am besten mit Spezialisierung auf ADS/ADHS. Leider gibt es viel zu wenige Fachleute, ich kenne aus eigener Erfahrung und aus meinem Umfeld viele Fälle von Fehldiagnosen und falscher Behandlung. Eine systemische Familientherapie ist eben bei ADHS nicht die erste Wahl, aber wenn man bei einem Systemiker landet, kann es passieren, dass man zwei Jahre lang sein tiefenpsychologisches Verhältnis zu Mann und Kind analysiert, das betroffene Kind aber komischerweise trotzdem mit seinem ADHS nicht besser klarkommt.

Das gefällt aber weder „Lerntherapeuten“, die oft nur Kindergartenerzieher mit Wochenendweiterbildung sind, noch dem Ponyhof, der für einen irren Preis therapeutisches Reiten als Allheilmittel anpreist, noch den Verkäufern von Vitaminen, Fischölen, Algen, Homöopathika, schrillen Buchautoren  und sektenähnlichen Heilsversprechern.

Es geht um Geld, und mit den Sorgen der Eltern lässt sich viel verdienen.

Ich habe in den letzten Monaten dazu sehr erschreckende Dinge miterlebt. Plötzlich war ich Zielscheibe von Angriffen, mit denen ich so nicht gerechnet habe, und ich habe Dinge gesehen, die mich sehr entsetzt haben.  Zeitweise habe ich mich komplett zurückgezogen, und sogar meinem Verein angekündigt, dass ich aussteige. Nachdem ich mich jetzt aber weitgehend von den Vorfällen erholt habe, kremple ich wieder die Ärmel hoch. Es kann nicht sein, dass unseriöse Menschen und Gruppierungen hilfesuchende Menschen und deren Kinder ausnutzen und teilweise richtig kaputtmachen.